Meldungen
Abstimmung zwischen Europäischem Nachlasszeugnisverfahren und mitgliedstaatlichem Registerrecht
Welche inhaltlichen Anforderungen kann das nationale Recht an ein im Ausland ausgestelltes Europäisches Nachlasszeugnis stellen? Können insbesondere die Registerbehörden eines EU-Mitgliedstaates verlangen, dass die einzelnen Nachlassgegenstände, deren Eintragung der Erbe begehrt, im Nachlasszeugnis konkret bezeichnet werden? Falls die Frage bejaht wird, ergeben sich insbesondere in Erbfällen mit einem Bezug zu Deutschland praktische Schwierigkeiten, da die deutschen Nachlassgerichte es bisher immer abgelehnt haben, im Nachlasszeugnis des Erben einzelne Gegenstände aus dem Nachlassvermögen aufzulisten.
Mit den vorgenannten Fragen musste sich der europäische Gerichtshof in der Rechtssache Registrų centras (C-354/21) befassen. Matteo Fornasier bespricht die Entscheidung des Gerichtshofs in Heft 2/2025 der Zeitschrift IPRax.
Die Thematik wird im Übrigen auch in absehbarer Zukunft Rechtspraxis und Wissenschaft in Deutschland beschäftigen. In Reaktion auf das Urteil Registrų centras hat nämlich der BGH im November 2024 dem EuGH die Frage vorgelegt, ob die bisherige Rechtsprechung der deutschen Nachlassgerichte, keine einzelnen Nachlassgegenstände im Nachlasszeugnis des Erben aufzunehmen, mit den Vorgaben der Europäischen Erbrechtsverordnung vereinbar ist.
Matteo Fornasier, Abstimmung zwischen Europäischem Nachlasszeugnisverfahren und mitgliedstaatlichem Registerrecht, Praxis des Internationalen Privat- und Verfahrensrechts 2025, 171 - 178.
Zweiter Teil der Kommentierung zum internationalen Kündigungsrecht veröffentlicht
Matteo Fornasier kommentiert im Beck-Online Großkommentar zum Kündigungsrecht das internationale Kündigungsrecht. Bereits im letzen Jahr war der erste Teil der Kommentierung veröffentlicht worden, der allgemeine Fragen des anwendbaren Rechts und der internationalen gerichtlichen Zuständigkeit bei Kündigungsstreitigkeiten mit Auslandsberührung behandelt.
Der nun erschienene zweite Teil der Kommentierung befasst sich mit besonderen international-privatrechtlichen Aspekten des Kündigungsrechts. Erläutert werden insbesondere die Regeln zur Bestimmung des anwendbaren Rechts in Bezug auf die materielle und formelle Wirksamkeit der Kündigungserklärung sowie auf den allgemeinen und besonderen gesetzlichen Kündigungsschutz. Ebenfalls diskutiert werden Fragen des internationalen Tarifvertragsrechts und des internationalen Betriebsverfassungsrechts.
Matteo Fornasier, Kommentierung zum internationalen Kündigungsrecht (§ 1 KSchG Rn. 1437 - 1625), in: Clemens Höpfner, Christian Picker und Felipe Temming (Hg.), Beck-Online Großkommentar zum Kündigungsrecht, C.H. Beck, München 2025.
Quarantäne bei symptomloser Corona-Infektion als krankheitsbedingte rechtliche Arbeitsunfähigkeit
Die Corona-Pandemie hat eine Vielzahl rechtlicher Fragestellungen aufgeworfen, die auch heute noch die Arbeitsgerichte beschäftigen. In einem kürzlich veröffentlichten Beitrag widmet sich Madlen Wolter zwei Entscheidungen des Bundesarbeitsgerichts aus dem Jahr 2024, die eine dieser durch die Pandemie aufgeworfenen Rechtsfragen behandelten. Dabei wurde die Frage erörtert, ob Arbeitnehmer einen Anspruch auf Entgeltfortzahlung gemäß § 3 EFZG haben, wenn sie sich aufgrund einer symptomlosen SARS-CoV-2-Infektion in eine behördlich angeordnete Quarantäne begeben mussten, ohne jedoch eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorzulegen.
Madlen Wolter beleuchtet in ihrer Auseinandersetzung mit diesen Entscheidungen insbesondere das Vorliegen des Erfordernisses einer Monokausalität im Kontext der krankheitsbedingten rechtlichen Arbeitsunfähigkeit.
Madlen Wolter, Quarantäne bei symptomloser Corona-Infektion als krankheitsbedingte rechtliche Arbeitsunfähigkeit, Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht 2024, 1688 - 1691.
„Ein Haus im Grünen“: Gemeinschaftliche Klausurbesprechung von Matteo Fornasier und Linda Mae Roßmann in der Dezemberausgabe der ZJS erschienen
In der neuen Ausgabe der ZJS besprechen Matteo Fornasier und Linda Mae Roßmann unter dem Titel „Ein Haus im Grünen“ eine dreistündige Zwischenprüfungsklausur, die im Wintersemester 2023/2024 an der Ruhr-Universität Bochum gestellt wurde.
Im Fokus stehen zentrale Fragen des Schuld- und Sachenrechts: die Prüfung der Wirksamkeit von AGB-Klauseln im Mietrecht – insbesondere Schönheitsreparaturklauseln – sowie die Herausgabe von Nutzungen im Eigentümer-Besitzer-Verhältnis.
Matteo Fornasier und Linda Mae Roßmann, Zwischenprüfungsklausur im Zivilrecht: „Ein Haus im Grünen“, Zeitschrift für das Juristische Studium 2024, 1163 - 1178.
Das dritte Geschlecht in Betriebsratswahlen
Das deutsche Arbeitsrecht basierte traditionell auf einem binären Geschlechterverständnis, welches lediglich die Differenzierungen "Mann" und "Frau" kannte. Mit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 10. Oktober 2017 sowie der Einführung der Geschlechtsoption "divers" im Personenstandsregister erfolgte die rechtliche Berücksichtigung eines non-binären Geschlechterverständnisses. Doch wie beeinflusst die Einführung der dritten Geschlechtsoption „divers“ bestehende Regelungen für Betriebsratswahlen? Und welche rechtlichen und organisatorischen Anpassungen sind notwendig, um non-binäre Personen gleichberechtigt einzubeziehen?
Der Beitrag beleuchtet diese Fragen und setzt sich insbesondere mit den Auswirkungen auf die Erstellung von Wählerlisten sowie den Regelungen zur Bestimmung des Geschlechts in der Minderheit und der Verteilung der Minderheitssitze im Betriebsrat auseinander.
Madlen Wolter, Das dritte Geschlecht in Betriebsratswahlen, Recht der Arbeit 2024, 356 - 366.
Diskriminierungsschutz nichtbinärer Jobbewerber bei der Stellenbesetzung
Wie gestaltet sich der Schutz nichtbinärer Arbeitssuchender vor geschlechtsbezogener Diskriminierung bei der Stellenbesetzung? Welche Anforderungen muss der Arbeitgeber insbesondere bei der Formulierung der Stellenausschreibung sowie bei der Korrespondenz mit den Bewerberinnen und Bewerbern einhalten, um nicht das allgemeine Persönlichkeitsrecht von Personen zu verletzen, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen?
Mit diesen Fragen hatte sich das BAG in einem jüngeren Verfahren zu befassen. In einem vor kurzem veröffentlichten Beitrag bespricht Matteo Fornasier die Entscheidung des BAG und geht der Frage nach, welche Folgen das demnächst in Kraft tretende Gesetz über die Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtseintrag für den arbeitsrechtlichen Diskriminierungsschutz nichtbinärer Menschen mit sich bringt.
Matteo Fornasier, Schutz nichtbinärer Bewerber bei Stellenbesetzungen, BAG 23.11.2023 – 8 AZR 164/22, Nachschlagewerk des Bundesarbeitsgerichts – Arbeitsrechtliche Praxis [AP] SGB IX 2018 § 165 Nr. 2.
Einfluss der EMRK auf das Arbeitsrecht – Neuauflage der Kommentierung im Preis/Sagan erschienen
Das von Ulrich Preis und Adam Sagan herausgegebene Handbuch zum Europäischen Arbeitsrecht ist soeben im Verlag Dr. Otto Schmidt in dritter Auflage erschienen. Der Band enthält eine Kommentierung von Matteo Fornasier zur Bedeutung der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) für das deutsche Arbeitsrecht.
Die Neuauflage der Kommentierung berücksichtigt die aktuelle Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) auf dem Gebiet des Individual- und Kollektivarbeitsrechts. Aus deutscher Sicht sind hier insbesondere die jüngeren Entscheidungen des EGMR zum Tarifeinheitsgesetz sowie zum Beamtenstreikverbot von Interesse. Neu hinzugekommen ist ein Abschnitt zum Verbot der Sklaverei, der Zwangsarbeit und des Menschenhandels (Art. 4 EMRK). Der EGMR zieht diese Vorschrift der Konvention seit einiger Zeit heran, um vor allem Saisonarbeitskräfte sowie Einwanderer ohne legalen Aufenthaltsstatus wirksamer vor ausbeuterischen Beschäftigungsbedingungen zu schützen.
Matteo Fornasier, Europäische Menschenrechtskonvention, in: Ulrich Preis, Adam Sagan (Hg.), Europäisches Arbeitsrecht, Verlag Dr. Otto Schmidt, 3. Aufl. Köln 2024, 180 - 242.
Das gesetzliche Erbrecht des Ehegatten aus rechtsvergleichender Perspektive
Wie wird im Erbfall der überlebende Ehegatte des Erblassers am Nachlassvermögen beteiligt? Mit dieser Frage beschäftigen sich Matteo Fornasier und Paula Nolte in einem aktuellen Beitrag aus rechtsvergleichender Perspektive.
Die Autoren beleuchten zunächst länderübergreifende Regelungsmuster bei der gesetzlichen Ausgestaltung des Ehegattenerbrechts. Anschließend wird anhand eines fiktiven Beispielsfalls die erbrechtliche Position des überlebenden Ehegatten in ausgewählten europäischen Rechtsordnungen untersucht. Dabei werden zahlreiche Gemeinsamkeiten, aber auch einige wichtige Unterschiede zwischen den Rechtsordnungen erkennbar.
Matteo Fornasier und Paula Nolte, Das gesetzliche Erbrecht des Ehegatten in Europa - eine rechtsvergleichende Skizze, Juristische Ausbildung 2024, 335 - 346.